Wissenschaftlern des internationalen “BioRescue”-Projekts ist die dritte In-vitro-Befruchtung einer Eizelle des Nördlichen Breitmaulnashorns gelungen. Dieser Erfolg ist ein wichtiger Schritt für die Erhaltung der extrem bedrohten Art, dessen Schicksal durch den Tod von Breitmaulnashorn Sudan vor zwei Jahren bereits besiegelt schien.
Als das Nördliche Breitmaulnashorn Sudan 2018 seinen altersbedingten Krankheiten erlag, gingen die emotionalen Bilder von ihm und seinem trauernden Betreuer Joseph um die Welt. Er war der letzte männliche Vertreter seiner Art. Sudan wurde zum Symbol für die rücksichtslose Zerstörung der Natur durch den Menschen. Mit seinem Tod schrumpfte die weltweite Population auf zwei weibliche Exemplare.
Najin und Tochter Fatu leben in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia. Sie sind die letzten Nördlichen Breitmaulnashörner auf unserem Planeten – und Hoffnungsträger eines internationalen Forschungsteams, welches alles daransetzt, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Da weder Mutter noch Tochter die Voraussetzungen für eine natürliche Geburt erfüllen, ist das Team gezwungen, Alternativen zu entwickeln: Eine davon ist die In-vitro-Fertilisation, also die Befruchtung im Reagenzglas.
Um eine In-vitro-Fertilisation durchzuführen, müssen den Nashörnern zunächst Eizellen entnommen werden – und das ist leichter gesagt als getan. Sie befinden sich knapp 1,5 Meter im Körperinnern. „Der Eingriff ist das Resultat jahrelanger Forschung, Entwicklung, Anpassung und Übung“, äußerte sich Thomas Hildebrandt, Leiter der Abteilung für Reproduktionsmanagement am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Im August 2019 gelang dem Team die erste Entnahme. „Vor 20 Jahren haben wir bereits angefangen, Sperma von Nashornbullen einzufrieren. Was uns bislang fehlte, waren Eizellen der Nashornkühe Fatu und Najin“, freute sich Hildebrandt über den Fortschritt.
Nach der Entnahme wurden die wertvollen Eizellen zu einem der weltweit führenden Labore für künstliche Großtier-Befruchtungen in Italien transportiert. Dort konnten zwei Eizellen erfolgreich mit dem eingefrorenen Sperma zweier Nashornbullen befruchtet werden.
Im Dezember wurde die Prozedur wiederholt. So konnte sich über Weihnachten der dritte überlebensfähige, reine Nördliche Breitmaulnashorn-Embryo entwickeln. Es ist ein echter Meilenstein in der assistierten Reproduktion und bildet einen Lichtblick – auch für die mögliche Rettung anderer bedrohter Arten.
Die Breitmaulnashorn-Embryos lagern nun bei minus 196 Grad Celsius. Da weder Najin noch Fatu in der Lage sind, selbst ein Kalb auszutragen, soll ein Südliches Breitmaulnashorn aus der Ol Pejeta Conservancy als Leihmutter herangezogen werden. Allerdings ist der Embryonen-Transfer kompliziert. „Bisher haben wir das Verfahren mit Südlichen Breitmaulnashorn-Embryonen und Leihmüttern etwa 50-mal erprobt. Alle Tiere haben diese Behandlung sehr gut überstanden. Aber wir wollen noch besser werden: Die Chance auf neues Leben ist zum Greifen nah – dabei wollen wir keine Fehler riskieren“, erklärt Hildebrandt. Trotzdem rechnen sie noch bis zum Ende des Jahres mit dem ersten Transferversuch.
Der unermüdliche Einsatz diverser renommierter Spezialisten lässt auf den Erfolg des Vorhabens hoffen. Engagierte Organisationen und Menschen aus mehreren Ländern leisten einen Beitrag – Sei es durch die Pflege der Tiere, den Einsatz für ihren Schutz oder die Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden.
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