Wer hätte gedacht, dass ich einmal über meinen Flug nach Kapstadt berichten würde, wo ich vor der Pandemie ganz selbstverständlich zwei- bis dreimal jährlich zwischen Deutschland und Südafrika gependelt bin? Dieser Flug fühlte sich anders an, denn Reisen liegt gerade grundsätzlich und vor allem nach Südafrika nicht im Trend.
Seit 16 Jahren lebe ich in meiner zweiten Wahlheimat Kapstadt, wo ich vor sechs Jahren Elela Africa gegründet habe. Corona hatte mich vor genau einem Jahr zurück nach Deutschland gebracht. Für mich war es die richtige Entscheidung, denn hier konnte ich die Zeit sinnvoll für neue Projekte nutzen. Doch der Ruf von Afrika wurde immer lauter.
Nach den erschreckenden Meldungen über die sogenannte „südafrikanische Mutation“, verfolgte ich Anfang des Jahres immer mehr fröhliche, unbeschwerte, sommerliche Bilder von meinen südafrikanischen Freunden in den sozialen Medien. Und die offiziellen Medien berichteten von einem stark sinkenden Inzidenzwert. Warum also nicht meine zweite Heimat besuchen, eine kleine „Corona-Auszeit“ nehmen und neue Kräfte sammeln? Das Land hat viel Platz und das Leben spielt sich im Sommer draußen ab. Die Gefahr einer Ansteckung ist damit gering und die Kräfte benötigt, denn auch dieses Jahr wird gerade für den Tourismus noch herausfordernd bleiben.
Bei Reiseplänen ist derzeit spontanes und schnelles Handeln gefordert, denn die nächste Welle kommt bestimmt. Also ging es schon in der kommenden Woche mit einem negativen PCR-Testergebnis, dem ausgefüllten Gesundheitsbogen, der SA COVID-App auf meinem IPhone und einer FFP2-Maske ausgerüstet, in den Flieger nach Kapstadt.
Der Check-in war völlig entspannt und mit ruhigem Gewissen, dass jeder Passagier einen negativen Test vorweisen konnte, ging es in den nur spärlich besetzen Flieger. Auch das Ankunftsprozedere in Kapstadt verlief völlig reibungslos und schnell. Vor der Passkontrolle ist ein neuer Counter aufgebaut, wo die Dokumente kontrolliert werden und Fieber gemessen wird. Das Personal ist ausgesprochen freundlich und freut sich über jeden Besucher. Denn die Folgen der nun einjährigen Krise sind für das Traumziel unterm Tafelberg deutlich zu spüren.
Seit drei Wochen genieße ich hier eine herrlich sommerliche Leichtigkeit. Der Inzidenzwert hält sich seit mehr als vier Wochen unter 20 und die Intensivstationen der Krankenhäuser sind leer. Die Geschäfte, Restaurants, Hotels und Lodges sind geöffnet. Es ist bemerkenswert, wie hier alle scheinbar geübt den neuen Hygienerichtlinien folgen. Überall wird bei Eintritt Fieber gemessen, die Hände desinfiziert und eine Maske getragen. Aber vor allem gibt eines ein ruhiges Gewissen: das Leben spielt sich draußen ab. Ob am Strand, beim Wandern am Berg, auf dem Safari Wagen oder auf der Restaurant Terrasse – Abstand und viel frische Luft sind immer gewähreistet.
Neben aller Leichtigkeit, kommt bei mir auch etwas Traurigkeit auf, denn es fehlt das Bild der vielen Touristen in Kapstadt und die Konsequenzen sind spürbar. Die V&A Waterfront ist leer, wie auch die Strände und die vielen Restaurants. Laut FEDHASA (Federated Hospitality Association of South Africa) haben allein im Januar und Februar dieses Jahres 56 Unternehmen in der Tourismus- und Gastronomie-Branche Konkurs angemeldet. Zusätzlich derer, die einfach zugeschlossen haben.
Der Tourismus hat in Südafrika eine wichtige Funktion zur Armutsbekämfung. Im Durchschnitt ernährt allein ein Tourist vier Familien. Nach einem Jahr ohne Touristen nimmt die Armut stetig zu und die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Langsam zieht der Hebst ein und im Winter wird mit der dritten Welle gerechnet, die Hauptsaison für den Safari Tourismus im Norden des Landes. Am Kap beginnt die nächste Saison erst mit dem Frühling im Oktober, wo vor allem durch den Fortschritt bei den Impfungen mit einem Aufwind im Tourismus gerechnet wird.
Die Pandemie hat Südafrika hart getroffen und inzwischen kämpft das Land auch noch mit dem unverdienten Image der „Südafrika Mutante“. Südafrikanische Wissenschaftler haben eine Virus Variante entdeckt, von der nicht klar ist, dass sie hier entstanden ist. SARS-CoV-2 501Y.V4 hat im Dezember für rasant ansteigende Zahlen gesorgt.
Wie in Portugal hat ein harter Lockdown Abhilfe geschaffen und hält die Inzidenz konstant niedrig. Deutsche Reiserückkehrer müssen leider dennoch mit einer 14-tägigen Quarantäne zurück in Deutschland rechnen. Diesen Luxus können sich natürlich nur „Arbeitsnomaden“ leisten. Aber es gibt auch Länder auf dem Kontinent, wie Namibia oder Uganda, die derzeit einfacher zu bereisen sind. Die Hoffnung bleibt, dass auch von Südafrika kommende Reisende bald wieder mit einem negativen PCR-Test ihre Quarantänezeit verkürzen dürfen und die Impfungen voranschreiten.
So dass bald wieder mehr Menschen vom winterlichen Europa eine kleine Auszeit auf der sommerlichen Südhalbkugel nehmen können. Damit die Armut in Afrika in Grenzen bleibt und wir alle neue Kräfte sammeln und gemeinsam ein weiteres herausforderndes Jahr meistern können.
Solange das Reisen schwierig bleibt, werde ich euch mit Beiträgen aus dem Leben und dem Reisen in Südafrika und seinen Nachbarländer unterhalten und hoffentlich ein bisschen vom „Corona-Winterblues“ ablenken können. In der nächsten Woche geht es auf eine Road-Tour entlang der Garden Route und auf Safari im Addo Elephant Park.
Wir beraten Sie gern in allen Fragen rund um das Reisen in und nach Corona-Zeiten.
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