Der Hluhluwe-iMfolozi-Park in Südafrika gilt als Wiege der Breitmaulnashörner. Hier führt mich Nunu auf seiner Walking Safari barfuß und voller Leidenschaft für seine Mission durch die Wildnis.
Elegant wie ein Gepard bewegt sich Nunu Jobe durch das Dickicht. Auf die Frage, warum er denn keine Schuhe zum Schutz vor Dornen trage, erwidert der 41-jährige Ranger: „Mit Schuhen kann ich die Tiere nicht spüren“. Es ist einer der ungewöhnlichsten Buschwanderungen, die ich je unternommen habe. Man spürt Nunus tiefe, spirituelle Verbindung zur Natur und langsam beginnen sich auch meine Sinne zu öffnen, als ich meinem Tracker schweigend durch die Wildnis folge.
Wir wandern vorbei an neugierigen Giraffen, Zebras und Antilopen. Nunu klettert auf Bäume und untersucht die Spuren der Nashörner im Sand. Nach gut zwei Stunden in der Wildnis, wird unsere Geduld belohnt. Eine Nashornkuh und ihr schon etwa dreijähriges Kalb tauchen vor uns im Buschwerk auf. Als wir uns nähern werden sie unruhig. „Das ist ungewöhnlich“, meint Nunu und auch ich werde etwas nervös, als die Kolosse wild zu tänzeln beginnen. Mit ein paar ungewöhnlichen Lauten, die ich als „ne ne, lasst das sein“ interpretiere, nähert sich Nunu langsam. Ich schleiche langsam, geduckt und mit klopfendem Herzen hinterher. Die Tiere werden ruhig, beginnen wieder zu fressen und kommen nun sogar langsam auf uns zu, ohne Anzeichen von Nervosität. „Was hast Du ihnen gesagt?“, frage ich Nunu voller Hochachtung. Er lächelt mich nur an und flüstert: „genieße die Begegnung“.
Nunu ist in einem kleinen Dorf in den Bergen des südafrikanischen KwaZuluNatals aufgewachsen. Schon früh engagiert er sich in einem privaten Wildreservat direkt in der Nachbarschaft. Nach der Schule wurde er jedoch wie viele Teenager als Wilderer angeheuert. Zunächst widerstrebte ihm das Angebot zur verbotenen Jagd, aber sie bekamen ihn an seiner Männlichkeit zu fassen. „Ich wollte dazu gehören und nicht als Schlappschwanz gelten“, gesteht er ein.
Heute ist Nunu Partner eines bekannten Safari-Lodge-Portfolios und auf seiner Walking Safari führt er Gäste tief in die Natur, auf die Spuren der Nashörner. Seine Vision geht aber weiter. Er möchte auch seine Landsmänner und -frauen durch die Natur ihrer Heimat führen. Er möchte ihnen zeigen, wie wertvoll die Wildtiere Afrikas sind, so dass sie sich nicht zur Wilderei anheuern lassen, sondern die bedrohten Tiere schützen. So will Nunu einen „menschlichen Zaun“ aufbauen.
Artenschutz kann nicht ohne die Einheimischen erfolgreich sein, so sind sich mittlerweile viele der Lodge-Inhaber einig. Mit Stiftungen sorgen sie dafür, dass die Bevölkerung rund um die Schutzgebiete von den Einnahmen aus dem Safari-Tourismus profitiert. „Ohne die Wildtiere, kämen die Touristen nicht und somit bekommt das lebendige Tier einen Wert. Und nur was einen Wert hat, schützt man auch“, erklärt uns Nunu. In Nunus Dorf direkt am Rand des Nationalparks können Gäste sogar bei einer Zulu Familie in einem „HomeStay“ übernachten. Da die Einheimischen nun direkt vom Tourismus profitieren, ließen sie sich nicht mehr so schnell als Wilderer anheuern, sondern würden sich vielmehr am Kampf um die Nashörnern beteiligen. So sieht Nunus „menschlicher Zaun“ aus.
Am heutigen Welt-Nashorn-Tag soll auf die Gefährdung von Nunus Schützlingen, den Nashörnern aufmerksam gemacht werden. Seit etwa zehn Jahren nimmt die Nashornwilderei wieder zu, denn auf dem asiatischen Schwarzmarkt werden hohe Summen für das Horn der Kolosse erzielt. Nur noch knapp 18.000 Spitz- und Breitmaulnashörner leben in freier Wildbahn. Der Hluhluwe-iMfolozi-Park ist neben dem Kruger Nationalpark einer der wichtigsten Schutzgebiete. Laut WWF beherbergt Südafrika etwa 70 Prozent der Nashornbestände Afrikas, womit der Kampf gegen die Wilderei in dem Regenbogenland als besonders wichtig gilt. Täglich arbeiten Ranger, Safari Lodges, internationale Organisation und leidenschaftliche Guides wie Nunu unablässig zum Schutz der Nashörner. Safari Gäste haben den leichteren Teil. Allein durch ihren Besuch können sie den wertvollen Kampf um die Nashörner finanziell und als Botschafter unterstützen.