Weiß wie Schnee streift ein nur wenige Wochen alter, weißer Löwe durch die Wildnis Südafrikas. Ihn zu entdecken ist ein einzigartiges Erlebnis, denn schneefarbene Katzen sind seltene Erscheinungen und damit begehrte Stars auf Safari. Mit dem Neuzuwachs sind es weltweit nur fünf in Freiheit geborene und lebende, weiße Löwen – alle im Greater Kruger Nationalpark.
Als Safari Guide Amy und ihre Gäste durch das 14.700 Hektar große Wildreservats Ngala zur morgendlichen Safari unterwegs waren, glaubte sie ihren Augen nicht, als sie einen kleinen weißen Löwen im Schlepptau seiner braunen Mutter entdeckte. Erst einige Wochen zuvor zeigte sich eine weiße Löwin mit ihrem ebenso weißen Jungtier. Und nun sollte es ein zweites Junges der seltenen weißen Könige auf Ngala geben?
Die Löwenmutter trägt ihr Junges behutsam zu einem neuen Schlafplatz. Sie scheint sich sicher zu fühlen, denn mindestens sechs Wochen werden die Neugeborenen üblicherweise vor Feinden versteckt. Der neuste kleine, weiße Star bringt die Zahl der weltweit in Freiheit geborenen und noch lebenden weißen Löwen auf fünf. Vier davon sind auf dem Gebiet des Ngala Reservats geboren. Ngala heißt in der Sprache der ansässigen Shangaan: Löwe. Kein Wunder also, dass sich gerade der weiße König der Tiere hier angesiedelt hat.
Das private Ngala Wildreservat teilt eine nicht eingezäunte Grenze zum Kruger Nationalpark sowie zum Timbavati Gebiet. Es war das erste private Reservat, das seine Grenzen zum Kruger geöffnet hat, so dass die Tiere im heutigen Greater Kruger ungehindert wandern können.
Die gesichteten Löwen gehören zum Birmingham Rudel, das sich durch seine weißen Familienmitglieder im Timbavati Gebiet einen Namen gemacht hat. Die Ältesten der Shangaan berichten seit Jahrhunderten von den geheimnisvollen weißen Löwen. In der Region gesichtet wurden sie das erste Mal im Jahre 1938. Danach schienen sie verschwunden zu sein. Durch ihr auffälliges Fell waren die Löwen eine hochbegehrte Trophäe.
Vor einigen Jahren brachte eine Löwin des Birmingham Löwenrudels ein erstes weißes Löwenjunge zur Welt. Und eine zweite Löwin zeigt sich mit gleich zwei schneefarbenen Katzenbabys nur wenige Wochen später. Die Freude war unendlich groß als sich die Nachricht verbreitet, dass die weißen Löwen in das Gebiet zurück gekehrt sind.
Die Überlebenschancen von Löwenbabys liegen bei nur 50 Prozent und die Natur nahm traurigerweise auch bei dieser Löwenfamilie ihren Lauf. Zwei dominante Löwen kamen in das Territorium und gewannen den Kampf um die Vorherrschaft des Birmingham Rudels. Wenn neue Männchen Löwenrudel übernehmen, töten sie alle Jungtiere, um ihre eignen Gene zu verbreiten. Dabei starben auch die drei wertvollen, weißen Löwenjungen.
Das Erstaunen war groß, als schon einige Monate später zwei der Birmingham-Weibchen auch mit den neuen Männchen je ein weißes Löwenbaby zur Welt brachten. Diesmal überlebten die beiden, inzwischen etwa vierjährigen Löwen.
Bei dem Phänomen des blassen Fells handelt es sich entgegen vieler Annahmen nicht um Albinos. Diese haben eine rosa Färbung der Lippen, Nase und der Augenlieder. Die weißen Löwen im Timbavati Gebiet haben die gleiche Hautfarbe, wie ihre braunen Artgenossen, dunkle Nasen und dunkle Liedstriche. In ihren gräulichen Augen leuchten dunkle Pupillen. Ein weißer Löwe ist auch keine Unterart, sondern fällt wie die braunen Katzen, unter die Gattung des Panthera Löwen. Verantwortlich für die blasse Färbung des Fells ist ein rezessives Gen, das auf natürliche Weise nur im Nordwesten Südafrikas vorkommt. Um ein weißes Jungtier zu bekommen, müssen beide Elternteile das rezessive Gen in sich tragen. Die Wahrscheinlichkeit steigt auf 50 Prozent, wenn eines der Elternteile ebenso weiß ist und auf 100 Prozent, wenn beide Löwen ein weißes Fellkleid tragen. Mit nur etwa ein Duzend in Freiheit lebender weißer Löwen ist dieses Szenario allerdings eine Seltenheit und damit die Freude um jeden kleinen, weißen Löwenstar umso größer.