Südafrika geht neue Wege im Kampf gegen die Nashorn-Wilderei. Am 13. Mai wurde das innovative „Rhisotope Project“ zum besseren Schutz der Nashörner in Südafrika gestartet. Das Team aus internationalen Artenschützern und Naturwissenschaftlern setzt auf eine schwache Menge radioaktiver Substanz, die in das Horn der gefährdeten Tiere injiziert werden soll. Versucht ein Schmuggler das Horn am Zoll der Schiffs- und Flughäfen vorbeizuschmuggeln, werden Messgeräte sofort Alarm schlagen. So hofft man auf einen massiven Rückgang der Wilderei.
Das Pilotprojekt wurde im Buffalo Kloof Game Reserve gestartet. Die beiden Nashörner Igor und Denver sind die ersten Tiere, die zunächst eine kleine Menge von völlig harmlosen, nicht radioaktiven Aminosäuren in ihr Horn gespritzt bekommen. In den nächsten drei Monaten werden die Wissenschaftler beobachten, wie sich die Aminosäuren innerhalb des Horns verhält und ob sie im Horn bleibt. In der nächsten Phase soll eine winzige Menge, von der Größe der Spitze eines Kugelschreibers, in das Horn der beiden Nashörner gespritzt werden.
„Für uns ist es wichtig, den Wert des Horns zu schmälern und den Schmuggel zu erschweren. Dafür reicht schon eine winzige radioaktive Menge, die dem Tier nicht schadet“, erklärt Professor James Larkin, Direktor der Strahlung- und Gesundheitsmedizin an der Universität Witwatersrand in Johannesburg. Denver und Igor werden permanent überwacht und auf gesundheitliche Probleme überprüft.
Das Rhisotope Project wurde von der Universität Witwatersrand (WITs) initiiert. Zur Umsetzung hat sich ein einzigartiges internationales Team aus der Australian Nuclear Science and Technology Organisation (ANSTO), der Colorado State University (USA), Rosatom (Föderale Agentur für Atomenergie Russlands) und der Nuclear Energy Corporation of South Africa (Necsa), sowie globalen Wissenschaftlern, Forschern, südafrikanischen Nashornbesitzern und dem südafrikanischen Tierarzt Dr. William Fowlds gebildet.
Zum internationalen Welt-Nashorntag am 22. September soll ein tragfähiges Konzept vorgestellt werden. Angestrebt wird, die Technik sowohl staatlichen als auch privaten Nashornbesitzern zum Schutz ihrer Tiere zur Verfügung zu stellen. Zum Aufspüren der radioaktiven Hörner sollen über 10.000 Strahlungsdetektionsgeräten an verschiedenen Einreisehäfen auf der ganzen Welt installiert werden. Die Experten des Rhisotope-Projekts sind sich einig, dass so das Schmuggeln des Horns extrem erschwert und die Chance zur Verhaftung der Schmuggler erhöht wird.
Bereits jetzt gibt es aber auch kritische Stimmen zu der innovativen Initiative. So findet die Organisation Pro Wildlife es bedenklich, eine radioaktive Masse, egal wie gering, in die Tiere zu injizieren. Dies sei noch gefährlicher als die gescheiterten Versuche, die Hörner mit einem leichten Gift zu entwerten.
Auch gibt es internationale Stimmen, die die Beteiligung der Russischen Föderation Rosatom an der Initiative politisch bedenklich sehen. Ryan Collyer, Rosatons CEO für das zentrale und südliche Afrika ist erfreut, dass diese globale Initiative im Wettlauf mit der Notlage des afrikanischen Nashorns zeigt, dass die Wissenschaft in der Lage sei, Grenzen und Politik zu überwinden: „Wir sind unglaublich stolz darauf, eine grundlegende Rolle in dieser Initiative zu spielen die das Potenzial hat, diese Spezies vor dem sicheren Aussterben zu bewahren.“
Bei allen kritischen Stimmen bleibt es abzuwarten, welche Forschungsergebnisse die Initiative am Welt-Nashorntag präsentiert. Denn, mit weiteren 400 Nashörner, die wegen ihres Horns in 2020 in Südafrika ihr Leben lassen mussten, bietet jede auch noch so unglaubliche Initiative für die Nashörner eine Chance im Wettlauf mit der Zeit.