Etwas skeptisch und aufgeregt sind wir der Einladung nach Gansbaai gefolgt, um mit dem großen weißen Hai auf Tauchgang zu gehen. Sicher ein großartiges Abenteuer, aber ist es auch gut für Tier, Natur und Mensch? Immer wieder gibt es kontroverse Diskussionen, ob das touristische Angebot die gefürchteten Raubtiere näher an die Küsten bringt oder ob es vor allem zur Aufmerksamkeit für deren Schutz beiträgt.
Wir wollten uns ein eigenes Bild verschaffen und haben uns auf den Weg gemacht. Gansbaai liegt etwa 2,5 Stunden von Kapstadt entfernt und ist bekannt für das berühmte Shark Diving und auch zur Walbeobachtung. Die kleine Bucht nur ein paar Minuten von dem Fischerort entfernt wird regelmäßig von Haien aufgesucht. Mit einer Robben Kolonie ganz in der Nähe, ist es ein Futterparadies für die Raubtiere.
Marié von Dyer Island Cruise & Marine Dynamics Shark Tours empfängt uns freundlich im White House. Das Unternehmen ist das größte der Gegend und hat sich mit seiner Arbeit im Natur- und Artenschutz einen Namen gemacht. Es werden Touren zur Walbeobachtung anboten, es gibt eine Pinguinauffangstation und ein gelungenes Programm zur Erforschung der Meeresbewohner und zur wichtigen Aufklärungsarbeit. Eine gute Voraussetzung, um fachmännische Antworten auf unsere Fragen zu bekommen.
„Die Haie waren zuerst hier in der Bucht, versichert uns Marié, sie kommen durch die zahlreichen Robben, nicht aufgrund des Haitauchens.“ Es wird zwar ein Köder mit Fischköpfen genutzt, doch nur, um die Raubtiere näher an das Boot und zu den Tauchern zu bekommen wird uns versichert. Gefüttert wird nicht, zumindest solange der Hai nicht schneller am Köder ist. Forschungsergebnisse belegen außerdem, dass tatsächlich nicht immer wieder dieselben Tiere zu den Booten kommen. Es gibt also scheinbar keinen großen Anreiz für die Haie.
Also kann man die Interaktion mit den wilden Tieren als Artenschützer befürworten, wollen wir wissen? „Wir schaffen Aufmerksamkeit für unsere wichtige Arbeit zum Schutz der gefährdeten Tiere, erwidert Marié stolz. Die Jagd auf seine Flossen, die begehrten Zähne und Kiefer als Trophäen und auch die verhängnisvollen Netze vor den Küsten haben die Zahl des Weißen Hais extrem verringert. Auf all unseren Booten sind Biologen, die den Gästen einen Einblick in unsere Forschungsarbeit geben.“
Nun sind wir neugierig geworden und da es ein fantastisches Erlebnis mit Sinn zu sein scheint, lassen wir uns auf das Abenteuer ein. Ausgestattet mit Taucheranzügen und Schwimmwesten geht es aufs Boot. Die Crew ist zahlreich, hilfsbereit und in guter Stimmung.
Nur wenige Minuten später ankern wir zwischen weiteren Booten in der Bucht. Gleich neben uns liegt das Forschungsboot von SharkWatchSA. Sandra, die Biologin an Board erklärt, dass die Forscher versuchen die Tiere mit einem keinen GPS-Chip zu versehen. So können Sie beobachtet und erforscht werden, denn viel weiß man wohl noch nicht von dem gefürchteten Raubtier.
„Nicole, eine unserer markierten Haie hat es in nur sechs Monaten nach Australien und zurück geschafft. Nicht immer gehen die Reisen der Raubtiere so erfolgreich aus. Das GPS Signal verstummt leider nicht selten an den Küsten Asiens“, erklärt Karim. Er setzt sich leidenschaftlich für die perfekten Räuber ein und freut sich, dass er täglich zwei großen Gruppen von Besuchern über seine Arbeit berichten kann. Denn vor allem durch die Besucher und Sponsoren wird die Arbeit der Naturschützer finanziert.
Und schon geht es los, die erste Taucher gehen in einen Käfig, der im Wasser am Boot befestigt ist. Große Aufregung, als der erste Weiße Hai mit etwa 4 Meter Länge sich blicken lässt. Wow, was für ein mächtiges Tier! Als er versucht nach dem Köder zu schnappen, reißt er sein riesiges Maul auf und schon sind geniale Aufnahmen garantiert.
Die Abenteurer sind ehrfürchtig, aber so nah wird einem das Tier auch irgendwie ein bisschen sympathisch. Er ist nicht die Killermaschine, wie er immer dargestellt wird, aber großen Respekt haben alle. Die meisten der Mitreisenden wussten nicht, dass der Weiße Hai vom Aussterben bedroht ist und finden die Arbeit der Forscher bewundernswert. „Toll, was die Mitarbeiter hier leisten“, meint Simone aus Frankfurt. Sie ist für ein paar Wochen als Volontär an Bord, hilft dem Team bei den Touren, mit den Pinguinen und auch bei der Forschungsarbeit und bekommt so mit viel Spaß einen tiefen Einblick in das Leben für den Schutz der Meerestiere.
Fazit: Wenn es von einem verantwortlichen Anbieter durchgeführt wird, können wir einen Tauchgang mit dem Weißen Hai empfehlen. Es ist nicht nur ein fantastisches Abenteuer, sondern man erfährt viel über den Artenschutz und unterstützt die wertvolle Arbeit automatisch finanziell.
Auch die Touren zur Walbeobachtung sind zu empfehlen, denn es immer ein Biologe in der Crew, der sein spannendes Fachwissen gerne weiter gibt.
Wer einen Shark adoptieren möchte, kann einen GPS-Chip sponsern. Man darf seinem Schützling einen Namen geben, kann ihn auf „Schritt und Tritt“ online verfolgen und wird regelmäßig mit Erkenntnissen vom Team versorgt. Ein sehr ausgefallenes und sinnvolles Geschenk! Wer etwas weniger dramatisch mag, kann auch einen Pinguin adoptieren 😉
Mit Dank and SharkWatchSA und den Wildlife Fotografen für die tollen Fotos.