Wenn das unverkennbare Kichern durch die nachtschwarze Savanne hallt und ihre buckelige, dunkle Silhouette hinter einem Strauch hervorkommt, lässt es so manchem das Blut in den Adern gefrieren. Hyänen gelten als unheimliche Aasfresser ohne Empathievermögen. Dabei handelt es sich bei den vorverurteilten Säugern um eines der intelligentesten Raubtiere mit einem einzigartigen Sozialverhalten.
Bereits vor 17 Millionen Jahren lebten erste Vertreter der Hyänen auf unserer Erde. Heute sind sie in weiten Teilen Afrikas und West- und Südasiens verbreitet. Man unterscheidet vier Unterarten. Der Disney Klassiker “Der König der Löwen” machte die in Afrika beheimatete Tüpfelhyäne zu der bekanntesten unter ihnen. Es ist aber auch ebendieser Film, der Hyänen ein Image von Feigheit, Heimtücke und Bösartigkeit gibt. Dabei ist die Realität eine ganz andere. Hyänen müssen sich regelmäßig gegenüber anderen Raubtieren behaupten und spielen eine wichtige Rolle für das Ökosystem.
Tüpfelhyänen besitzen ein unter den Säugetieren einzigartiges und ausgeklügeltes Sozialverhalten. Sie leben in sogenannten “Clans”, welche aus bis zu 100 Tieren bestehen können. Ähnlich wie Primaten, erkennen sie ihr Gegenüber wieder, erinnern sich an soziale Interaktionen und können sogar soziale Probleme lösen. Angeführt von einem dominanten Weibchen, herrschen innerhalb des Clans festgelegte, erbliche Rangfolgen, in denen Männchen das Nachsehen haben. Sie sind kleiner als ihre weiblichen Vorgesetzten und dürfen sie nur mit ihrem Einverständnis begatten. Die ausgeprägten Geschlechtsorgane der Weibchen gleichen einem “Scheinpenis” und machen eine Unterscheidung der Geschlechter für das menschliche Auge nahezu unmöglich.
Durch den ungewöhnlichen Aufbau der Geschlechtsorgane ist der Geburtskanal extrem eng und lang. Die erste Geburt ist für die Weibchen eine fürchterliche Qual. Da sie mit einem immens hohen Testosterongehalt im Blut zur Welt kommen, beginnen die Geschwister schon kurz nach der Geburt um ihren Rang in der Gruppe zu kämpfen. Sie sind die einzigen Säuger, die bereits mit spitzen Zähnen zur Welt kommen. Ungefähr ein Viertel der Neugeburten fällt dem Geschwistermord zum Opfer. Diese Aggressivität nimmt im Laufe der Zeit etwas ab – bleibt bei Weibchen jedoch immer höher als bei Männchen. Darüber hinaus sind die Hyänen überaus fürsorgliche Mütter. Sie beschützen ihren Nachwuchs über drei Jahre lang. Lediglich Elefanten und Menschenaffen sind noch sorgsamer.
Der Rang innerhalb des Clans entscheidet auch darüber, wer sich als erstes über die gerissene Beute hermachen darf. Entgegen vieler Vorurteile erlegen Tüpfelhyänen einen Großteil ihrer Beute selbst. Darunter sind meist große Huftiere wie Zebras oder Gnus. Sobald sich das Rudel für ein Tier entschieden hat, jagen sie es bis zur totalen Erschöpfung. Nach getaner Arbeit sind es meist Löwen, die ihnen die erlegte Beute streitig machen wollen. Dann müssen bis zu 60 Hyänen versuchen, sie gemeinsam zu verteidigen.
Während die Tüpfelhyäne seltener auf Aas zurückgreift, ist es für zwei weitere Unterarten, die Schabracken- und Streifenhyänen, der Hauptbestandteil ihrer Nahrung. Das kräftige Gebiss kann sogar die Beinknochen von Giraffen, Elefanten oder Nilpferden durchbrechen. Sie sind in der Lage, ihre Beute bis auf Haare, Hufen und Hörner komplett zu verwerten. Die bakteriellen Gifte in den Knochen können ihnen dabei nichts anhaben. Was viele nicht wissen, es ist Aasfressern, wie Geiern und Hyänen zu verdanken, dass sich ansteckende Krankheiten nicht ausbreiten.
Doch was hat es mit dem schäbigen, unheimlichen Kichern auf sich? Tüpfelhyänen verfügen als einzige Unterart über ein reiches Repertoire an Lauten. Das typische woooop dient dabei als Kommunikation zwischen den Mitgliedern eines Clans aus der Ferne. In Stresssituationen, etwa nach dem Erlegen einer Beute, als Hilferuf oder als Zeichen von Unterwerfung entsteht der bekannte Lachlaut.
Hyänen leben in beeindruckenden, sozialen Systemen und müssen sich häufig gegenüber den stolzen Löwen oder Leoparden behaupten. Diese machen ihnen auch ihren Rang auf der Beliebtheitsskala bei Safari-Gästen streitig. Als Mitglied der sogenannten “Hässlichen Five” gelten sie in vieler Augen als die buckeligen, bösen “Stiefschwestern”. Dabei verdanken Hyänen nicht zuletzt ihrer krummen Haltung ihre beeindruckende Stärke.