Zum Wiederaufbau einer Kolonie afrikanischer Pinguine im De Hoop Nature Reserve in Südafrika, haben BirdLife Südafrika, CapeNature und SANCCOB in den letzten zwei Jahren über 100 Jungpinguine in dem Naturreservat ausgesetzt. Zur großen Freunde der Pinguinschützer, wurden hier nun die ersten erwachsenen Pinguine gesichtet.
Die Zahl der afrikanischen Pinguine ist in den letzten 30 Jahren um mehr als 60% zurückgegangen, was vor allem auf den Mangel an Nahrung zurückzuführen ist. Im De Hoop Nature Reserve lebte bereit Anfang 2000 eine Pinguinkolonie, die zwar von einem großen Fischreichtum vor der Küste zehren konnte, aber von Raubtieren, wie dem Karakal (caracal) verscheucht wurde.
Um die bedrohte Art zu stärken, wird nun seit einigen Jahren versucht, die Pinguinkolonie in dem fischreichen Naturreservat wieder aufzubauen. Zum Schutz der Vögel wurde in 2018 zunächst ein raubtiersicherer Zaun installiert. Lebensgroße Pinguinattrappen sollten dann mit Rufen aus Lautsprechern erwachsenen Pinguinen vorzugaukeln, dass dort bereits eine Kolonie existiert und so neue Tiere auf natürliche Weise anziehen.
Als nach zwei Jahren noch immer keine Pinguine auf den Trick reingefallen waren, hat man sich zur Ansiedlung junger Pinguine entschieden. „Wir haben die erste Gruppe von 30 Pinguinen im Juni 2021 freigelassen. Das war ein sehr aufregender Tag und ein wichtiger Schritt für den Fortgang des Projekts“, sagt Christina Hagen, die Projektleiterin und die „Pamela Isdell“ für Penguin Schutz bei BirdLife Südafrika.
Die ausgewilderten Jungtiere wurden von ihren Eltern schon als Ei oder Küken verlassen und von SANCCOB, einem weltweit führenden Unternehmen für die Rehabilitation von Seevögeln, von Hand aufgezogen. „Wir müssen junge Pinguine auswildern, bevor sie sich für eine Brutkolonie entschieden haben. Denn wenn ein Pinguin einmal irgendwo gebrütet hat, ist es unwahrscheinlich, dass er in eine andere Kolonie umzieht,“ erklärt Dr. David Roberts, klinischer Tierarzt bei SANCCOB. Der Schlüssel läge also darin, die jungen Pinguine dazu zu bringen, sich an den Standort De Hoop zu gewöhnen.
Die letzten drei Gruppen wurden somit erst freigelassen, nachdem sie die Nacht in einem Gehege am Strand von De Hoop verbracht hatten. So hatten sie genügend Zeit, sich mit der Gegend vertraut zu machen. Denn kaum sind sie frei, zieht es die jungen Vögel in das Meer. Hier werden sie die nächsten Jahre ihres Lebens verbringen, um zu lernen, wie sie sich selbst versorgen können und, um nach anderen Kolonien Ausschau zu halten. Ein Pinguin scheint sich einen guten Überblick verschaffen zu wollen, bevor er sich für eine Kolonie entscheidet. Da bleibt nur die Hoffnung, dass er sich an das wunderschöne und fischreiche De Hoop erinnert.
Bei der kürzlichen Auswilderung einer weiteren kleinen Gruppe, wurde nun eine aufregende Entdeckung gemacht. Nachdem David Roberts die Pinguine auf ihrem Weg ins Meer beobachtet hatte und von seinem Aussichtspunkt zurückkam, entdeckte er einen Pinguin unter einem Felsen. Bei näherer Betrachtung sah es aus als wäre er bereits in der Mauser gewesen. Nun ging das ganze Team aufgeregt auf die Suche und sie entdeckten tatsächlich zwei weitere erwachsene Pinguine. „Ich konnte meinen Augen kaum trauen und musste mich vergewissern, dass es sich nicht um unsere Lockvögel handelte“, scherzte Hagen. Auch Dr. Razeena Omar, Geschäftsführerin von CapeNature teilt ihre große Freude, „auch wenn wir noch am Anfang stehen, gibt diese Entdeckung uns Hoffnung, dass das Projekt erfolgreich sein wird.“
Fotos: Cape Nature, David Roberts, Titelfoto: Alistair McInnes