„Liebe geht durch den Magen“ sagt man so schön. Ob das auch auf die Liebe zu einer Stadt zutrifft? Zumindest ist die vielfältige Küche eine der Gründe für Kapstadts Beliebtheit bei Reisenden aus der ganzen Welt. Dank der Einflüsse vieler verschiedener Nationen und Ethnien, hat sich hier eine besonders bunte Ess-Kultur entwickelt. Auf der „Eat-like-a-local“ (Essen wie ein Einheimischer) Food Tour in Kapstadt entführt Rupesh seine Gäste auf eine Reise durch die südafrikanische Kulinarik, wie sie sonst nur die Einheimischen kennen.
Rupesh stammt ursprünglich aus Johannesburg. Nach über zehn Jahren in der förmlichen Geschäftswelt wurde es für ihn Zeit für eine berufliche Veränderung. Er kündigte seinen Job bei einer Bank und begann eine Ausbildung zum Koch und Restaurant-Kritiker. Vor einigen Jahren entschied er sich dann für den Umzug in die Mothercity (Mutterstadt wird Kapstadt auch genannt, weil hier alles begann). Mit „Eat like a local“ möchte er Gästen aus aller Welt nicht nur die vielseitige Küche, sondern auch ein Stück der vibrierenden Atmosphäre und Geschichte Kapstadts näherbringen.
Die erste Station führt die Gruppe zu Jason’s Bakery – eine der trendigsten Bäckereien in der Stadt. Hier trifft sich der Kapstädter zum ersten Kaffee und die Pastel de nata schmecken hier wie in Lissabon. Aber was hat Portugal mit Kapstadt zu tun? Die Portugiesen bauten Handelsniederlassungen in Mosambik auf. Mit den mosambikanischen Sklaven kamen dann die Rezepte Portugals nach Kapstadt. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit kamen Mosambikaner nach Südafrika, da sie vor dem Krieg im eigenen Land flüchteten.
Nachdem auch das letzte Pastel de Nata vernascht wurde, folgt die Gruppe Rupesh ein Stück den Hügel hinauf. Inmitten von auffallend bunten Häusern geht es in einen, nach Curry duftenden, Gewürzladen. Sie befinden sich in Bo Kaap, wo viele der sogenannten „Kapmalaien“ leben. Sie bilden die größte Gruppe unter den Coloureds (Farbigen) und gehen auf die, von den Holländern eingebrachten, Sklaven aus Malaysia, Sri Lanka und Indonesien zurück.
Der Kapstädter Erzbischof Desmond Tutu nannte die südafrikanische Bevölkerung aufgrund seiner ethnischen, sprachlichen und kulturellen Vielfalt „The rainbow people of God“. Dies brachte dem Land den Spitznamen „Regenbogennation“ ein. „Coloureds“ beschreibt bis heute eine Bevölkerungsgruppe im südlichen Afrika, die aus der Verbindung von europäischen Einwanderern mit den Einheimischen Khoikhoi und San, aber auch mit Sklaven aus Mosambik, Madagaskar und Süd- und Ostasien hervorgegangen ist.
Der Stadtteil Bo Kaap gehört für Touristen zum Pflichtprogramm und ist ein beliebter Foto-Hotspot. „Die meisten wissen gar nichts über die Hintergründe dieses historischen Stadtviertels. Sie machen ein paar Fotos vor den bunten Häuschen und vergessen dabei, dass es echte Wohnhäuser sind.“, erzählt Rupesh. Warum die Häuser ihren farbenfrohen Anstrich bekamen, ist umstritten. Eine wahrscheinliche Theorie: Die bunte Farbe ist ein Zeichen der Befreiung, da es Sklaven nur erlaubt war, Weiß- und Grautöne zu tragen.
Rupesh führt seine Gäste durch ein schmales Tor in einen grün bewachsenen Innenhof. Faeeza Abrahams leitet hier ihre eigenen kleine, kap-malaeiisch geprägte Kochschule. Im Schatten eines großen Baumes dürfen die Gäste ihre Samosas, Kofta und die süße Koeksister probieren.
Samosas haben ihren Ursprung in Indien und Pakistan und werden dort häufig zur Resteverwertung von Kartoffeln, Curry und Reis genutzt. Die Füllungen der kleinen, dreieckigen Teigtaschen gibt es sowohl in herzhaften, als auch in süßen Varianten. Damit die Samosas ihre verlockende, goldbraune Farbe bekommen, werden sie frittiert.
Kofta stammt aus Nordindien und bedeutet so viel wie „Bällchen“. Eine genaue Definition der Inhalte gibt es nicht, da jeder Koch im Laufe der Zeit seine eigene Kreation entwickelt. Meist sind jedoch Kartoffeln oder Kichererbsenmehl mit Kürbis die Basis der Rezepte. Gemischt mit Paneer (indischer Frischkäse), Trockenfrüchten, Gewürzen oder auch Spinat ergeben sich vielfältige Geschmacksrichtungen.
Koeksister leitet sich von den Afrikaans und Niederländisch ab (Koek = Kuchen, sissen = frittieren) und wurde von den Buren (europäisch-stämmige Einwanderer in Südafrika und Namibia) entwickelt. Nach dem Ausbacken und Trocknen wird der Teig durch einen Sirup gezogen. Das gibt der Koeksister ihren honigartigen Geschmack.
Wer sich die südafrikanische Küche mit nach Hause nehmen möchte, kann in Bo Kaap die typischen Fernost-Gewürze kaufen. Besonders empfehlenswert für leckere Curry-Varianten sind die Masalas Mother- und Father-in-law. Masala leitet sich aus dem indischen ab und meint speziell zusammengestellte Gewürzmischungen. Während die Mother-in-law Mischung besonders scharf ist, gilt das Father-in-law Masala eher als milde.
Im Innenhof des historischen Cape Heritage Square erwartet die Gäste ein besonderes Insider-Erlebnis. Die Besitzerin des kleinsten Cafés der Stadt erwartet sie mit einem eigens zubereiteten Kostproben Menü. Unter dem Schatten der Weinreben lässt es sich hier gut aushalten.
Dass Südafrika hervorragenden Wein produziert, ist weltweit bekannt. Auf den vielzähligen Farmen rund um Stellenbosch und Franschhoek werden seit Generationen rote, weiße und rosafarbene Weine angebaut und abgefüllt. Passend zum typisch-südafrikanischen Lentil Bredie (Linseneintopf) wird den Gästen ein hervorragender Rosé Wein ausgeschenkt.
Auch in Südafrika angebaute Gewürze können jetzt probiert werden. Die bekannte Fynbos-Vegetation ist die Grundlage für eine Vielzahl leckerer Kräuter-Salz-Mischungen. Die Besitzerin des kleinen Cafés neben dem Cape Heritage Hotel zeigt den Gästen ihre eigenen Kreationen – besonders gut schmecken diese mit leckerem Olivenöl.
Zurück auf den Straßen der modernen City Bowl, erwartet die Gäste der Food Tour in Kapstadt auch schon das nächste typisch-südafrikanische Gericht. Bobotie stammt aus niederländisch-Indien und besteht aus Hackfleisch, welches mit einer Eierkruste überbracken und auf gelbem Reis serviert wird. Wie fast alles in Südafrika, isst man auch dieses Gericht mit fruchtigem Chutney.
Natürlich darf auf einer „Local“ Food Tour in Kapstadt auch der Lieblingssnack der Südafrikaner nicht fehlen: Biltong. Das salzige Trockenfleisch gibt es in zig Variationen: Kudu, Gnu, Rind, Hühnchen, Strauß … Auf der Tour können die Gäste alles probieren. Besonders gut schmeckt das Fleisch mit einer Flasche Black Label, dem einheimischen Bier, oder Savannah, einem leichten Apfelwein.
Fynbos ist nicht die einzige bekannte Pflanze aus Südafrika. Auch der beliebte Rooibos Tee hat hier seinen Ursprung. Auf der Food-Tour haben Gäste Gelegenheit, die Pflanze in flüssiger Form zu kosten – allerdings nicht als Tee. Cape Town Gin ist eine junge Destillerie im Herzen der Stadt. Neben einer klassischen und einer rosigen Variante, produzieren sie auch einen Rooibos Gin. Diesen erkennt man sofort an der verlockenden, rotbraunen Farbe. In einem Gin-Tasting lernen die Gäste, mit welchen Zutaten sich die Geschmäcker der einzelnen Gin-Sorten intensivieren lassen.
Es war einmal ein Mann, der seine Frau so sehr liebte, dass er ihr ein eigenes Schokoladen-Restaurant baute – Eine Geschichte, die zu romantisch klingt, um wahr zu sein, oder? Für den süßen Höhepunkt der Tour bringt Rupesh seine Gäste zu einer Schokoladenmanufaktur und Café, hinter dessen Tresen sich nicht nur feinste Schokolade, sondern auch die wohl schönste Gin Bar der Stadt versteckt. Zum süßen Abschluss darf die kleine Gruppe hier die eigens hergestellten Schokoladen mit einem in Kapstadt geröstetem Kaffee genießen – ganz wie ein echter Kapstädtern nach der Mittagspause.
Rupesh’s vierstündige Food Tour in Kapstadt führt durch unterschiedlichste Restaurants im historischen und modernen Teil des Zentrums. Die Gäste lernen die Stadt aus dem Blickwinkel eines echten „Locals“ kennen und erfahren nicht nur Spannendes über die Essgewohnheiten der Kapstädter sondern auch Insider-Wissen über die Geschichte der Stadt.