Eine weite, grüne Hügellandschaft zieht an meinem Fenster vorbei, immer wieder durchbrochen von kleinen Städten mit regem, afrikanischem Leben: Bunte Märkte, auf denen Frauen Bananen und Annans feilbieten und sich die Autos laut hupend aneinanderreihen. Wir bahnen uns unseren Weg durch das Treiben Ugandas, auf unserem Weg zu der wohl größten Attraktion des Landes, den Berggorillas.
Ganz nach dem Motto, der Weg ist das Ziel, nehmen wir uns Zeit, reisen langsam, um auch die weiteren Geheimnisse des Landes zu entdecken. Eines erreichen wir nach etwa fünf Stunden Fahrt von Entebbe: Die Ziwa Rhino Sanctuary, in der wir uns ausgestattet mit Gummistiefeln, gut gewappnet in der Regenzeit auf die Spuren der einzigen, in der Wildnis lebenden Nashörner Ugandas begeben.
Unsere Buschwanderung beginnt mit einer eher ungewöhnlichen Begegnung für ein Wildreservat. Gigantische Hörner schauen zwischen dem langen Gras hervor. Sie schmücken die prächtigen Kühe von Uganda. Die sogenannten Langhornkühe dürfen zumindest am Tage in der Ziwa Rhino Sanctuary grasen. „So wird die wichtige Beziehung zu der ansässigen Community gepflegt und das Gras wird kurzgehalten, denn Breitmaulnashörner fressen nur kurzes Gras“, erklärt uns Opeyo unser Guide.
Opeyo ist in Funkkontakt mit den Bodyguards der bedrohten Kolosse und möchte uns möglichst dicht an seine Schützlinge führen. Er ist stolz auf seine Arbeit, schließlich führt er seine Gäste zu den einzigen in der Wildnis lebenden Nashörner Ugandas. 1983 galten Rhinos in Uganda als ausgestorben, bevor in 2005 mit nur zwei Nashörnern aus Kenia die Rhino Sanctuary geründet wurde. Ein Jahr später wuchs der Bestand auf vier Tiere, dank einer großzügigen Spende des Orlando Zoos der Disney Animal Kingdom in Florida. Die Tiere aus den so unterschiedlichen Welten schienen sich gut zu verstehen, denn schon ein Jahr später kam das erste Kalb von einer kenianischen Mutter und eines amerikanischen Vaters zur Welt. Der erste große Erfolg und ganze Stolz des Nashorn Projektes wurde zu Ehren des damaligen US Präsidenten Obama getauft.
Der Erfolg nahm seinen Lauf und ein Jahr später kam das zweite Kalb zur Welt. Seine Patenschaft übernahm der Zoo von Augsburg und taufte es kurzerhand Augusta. Neben dem Rhino Tracking ist die Patenschaft eine gute Einnahmequelle für die wertvolle Arbeit der Sancturary.
Plötzlich durchbricht ein Flöten die Stille. Unsere kleine Gruppe schaut suchend den Himmel ab. Opeyo grinst, horch auf, versucht es zu orten und antwortet indem er seine Hände geschickt um den Mund legt und als Flöte nutzt. Kein seltener Vogel. „So zeigen mir die Rhino Guards den Weg zu ihnen, denn eine Beschreibung der Location über Funk wäre nicht möglich und GPS Geräte sind zum Schutz der Tiere nicht erlaubt“, klärt uns Opeyo auf.
Unsere Spannung steigt, denn die Flötentöne kommen immer näher und schon bald entdecken wir sie, eine Nashornkuh mit ihrem etwa acht Monate alten Jungtier grasen friedlich im Dickicht. In Sichtweite wachen ihre beiden Bodyguards, die uns die Richtung gewiesen haben. Vorsichtig versuchen wir uns zu nähern, schlängeln uns mit respektvollem Sicherheitsabstand um Büsche und versuchen einen Blick auf die beiden von vorn zu erhaschen.
Wir haben Glück, sie laufen aus dem hohen Gras, zunächst für ein seltenes Foto gemeinsam mit den Longhornkühen, um dann friedlich ganz in unsere Nähe zu grasen. Während wir die Kolosse angetan beobachten, erzählt uns Opeyo mehr über die Arbeit der Sanctuary, in der inzwischen 24 Nashörner friedlich und hoch beschützt leben.
Und als wären diese Bilder noch nicht schön genug, kommt uns auf dem Rückweg aus dem Wildpark ein großer Bulle auf dem Weg entgegenspaziert. Unser Guide reagiert prompt und es geht rasant schnell im Rückwärtsgang zurück zur nächsten Kreuzung. Fußgänger und Fahrradfahrer suche Schutz hinter oder auf Bäumen und setzen ihren Weg erst fort, als der Bulle vorbeigezogen ist. Denn in Ziwa haben die Nashörner Vorfahrt.
Und im nächsten Blog reisen Sie virtuell mit uns auf den Spuren der Schimpansen…